Golf als Sport

Wenn ja, wie kann er als solcher von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden?


von Justus Hartmann


Zumindest in Deutschland wird Golf bislang kaum als Sport wahrgenommen. Woran liegt das und ist diese Einschätzung richtig?
Wenn man dem Wörterbuch folgt, ist Sport eine körperliche Aktivität, die bestimmten Regeln unterliegt. Hinzu kommt, dass man jenen einzeln und/oder in Gruppen durchführen kann.
Wie sieht die körperliche Aktivität beim Golf aus?
Die Aktivität vieler Muskeln zeichnet den Golfsport aus. Während des Golfens werden 124-130 Muskeln quer durch den ganzen Körper beansprucht. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Rumpfmuskulatur.
Aber was zeichnet Golf als Sport sonst noch aus?
Viele Leute wissen nicht, dass Golf auch eine enorme mentale Arbeit erfordert. Da eine 18 Loch Runde ca. 4 Stunden dauert, muss man die Konzentration stets aufrecht halten, da jeder Schlag entscheidend sein kann. Hinzu kommt, dass auch Druck von außen durch Zuschauer bzw. den Mitspieler, beim Teamspiel durch den „Gegner“ entstehen kann, wenn dieser einen besseren Score spielt. In solchen Drucksituationen ist es wichtig, sich stets gut konzentrieren zu können und eine gute Taktik zu haben.

 

Foto: ©shoot4u - stock.adobe.com


Somit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, was Golf ausmacht, nämlich die Taktik. Welchen Schläger nehme ich bei welcher Distanz, bei welchen Wetterverhältnissen bzw. in welcher Drucksituation. Wie möchte ich die Bahn taktisch angehen, wenn z.B. ein Teich als Hindernis ein Risiko darstellt.
Golf ist entgegen vieler Meinungen auch ein Sport, der viel körperliche und geistige Fitness erwartet. Stellen wir uns mal eine Runde im Sommer vor, bei hohen Temperaturen. Da muss man ca. 8km laufen, sich gut konzentrieren und sich auch gut mit Essen und Trinken während der Runde organisieren. Da zählt das Motto – in einem beweglichen Körper wohnt ein beweglicher Geist- das heißt, nur im guten Zusammenspiel zwischen Körper und Geist wird sich eine gelungene Runde einstellen.


Viele Leute wissen nicht, dass man Golf nicht nur als Einzelsport, sondern auch als Mannschaftssport ausführen kann. Wir kennen die Hessenliga oder den Ryder Cup, in beiden Turnieren wird ein sogenannter Vierer gespielt. Dieser ist vergleichbar mit einem „Doppel“ im Tennis wie zum Beispiel beim Davies Cup.
Früher galt der Golfsport als Elitensport, seit Mitte der Achtziger Jahre entwickelt sich Golf immer mehr zum Breitensport. Im Vergleich mit anderen Sportverbänden wird deutlich, dass Golf mehr Mitglieder im

Verband aufweist, als zum Beispiel der deutsche Schwimmverband/Tischtennisverband. Der Anfang zum Breitensport ist also bereits gemacht.

 

An bekannten Golfern gibt es in Deutschland bisher nur Bernhard Langer, Alex Cejka und Martin Kaymer. In den Medien ist Golf noch nicht so bekannt, die Übertragungen von großen Turnieren z.B. Ryder Cup, findet man mehr im Pay TV, daher fehlt es an der Medienpräsenz und dadurch vielleicht auch dem letzten Puzzleteil zum endgültigen

 

Justus Hartmann ist im Winter 2020/21 Praktikant bei GOLF in Hessen.

Er spielt seit seinem 8. Lebensjahr Golf, ist Mitglied der 1. Mannschaft des Bad Nauheimer Golf-Clubs und hat HCPI -0,2. Er war Teil der siegreichen Mannschaft der Bad Nauheimer Liobaschule beim Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia.

 

Durchbruch als Volkssport. Ausnahme war der Überraschungserfolg von Sophia Popov bei den Ladies British Open, der deutschlandweit für Aufmerksamkeit sorgte.

 


Vielleicht ist die Grundlage für die Suche nach solchen Spitzensportlern, die die Medienpräsenz steigern auch in den Schulen zu suchen. Denn Golf ist mittlerweile in den Schulen als Sportart zu finden. Durch die Turnierserie „Jugend trainiert für Olympia“ gibt es Turniere auf Landesebene – die Gewinner treten dann beim Bundesentscheid an. Hessische Erfolge sind z.B. von der Mannschaft St. Lioba Schule in Bad Nauheim bekannt.

 

Siegerteam bei Jugend trainiert für Olympia 2015 - Liobaschule Bad Nauheim (Foto: HGV)


Ein gutes Vorbild ist die Golfförderung in den USA und in Schweden. In den USA ist der Golfsport im Vergleich zu Deutschland sogar auch mit den Universitäten verknüpft und schon längst ein Sport für die ganze Bevölkerung. Auch in Schweden kommen Jugendliche früh mit dem Sport in Verbindung. Dies liegt daran, dass in Schweden der Golfsport als Schulfach angeboten wird. Diese Beispiele könnten mögliche Vorbilder für Deutschland sein, um den Golfsport auch hier als Volkssport zu etablieren.


Da man Golf hauptsächlich im Freien spielt, ist es auch in Zeiten der Coronapandemie durchaus eine Möglichkeit in der Schule Golf als Sport anzubieten. Zu erwähnen ist allerdings auch, dass es zu nicht Corona Zeiten die Möglichkeit gibt, im Winter indoor virtuelle Plätze zu spielen oder an Trainingsgeräten wie dem Trackman (Ballflugmessung mittels Radar) seine Golftechnik zu verbessern.
Somit profitiert der Golfsport, von seiner Kontaktlosigkeit. Jeder spielt seinen eigenen Ball, die Fahnenstangen werden nicht berührt. Zum jetzigen Zeitpunkt mit den vielen Coronabeschränkungen ist es in Hessen erlaubt zu zweit Golf zu spielen. Dies kann die Möglichkeit sein, den Golfsport durch Corona für sich entdecken zu können.
Der Golfsport ist ein Allrounder, der körperliche und geistige Fitness erfordert, im Einzel und Mannschaftsbereich und von Jung und Alt ausgeführt werden kann. Zudem geht dem Golfsport voraus, dass auch, umfangreiche Regeln eine gewisse Etikette und Benimmregeln vorausgesetzt werden.

Also gilt: Kleiner Ball- großer Sport!

 

 

Titelbild: Jacob Ammentorp Lund